!! Reptilien werden von uns leider NICHT mehr behandelt !!
... die folgenden Erklärungen dienen lediglich der Information ...
REPTILIEN
Etwas Allgemeines zu Schildkröten, Schlangen und Echsen:
Trotz zunehmender Strenge des Bundesamtes für Umweltschutz bei der Regulierung von Verkauf und Haltung von Reptilien nimmt die Zahl der gehaltenen Tiere dieser Klasse und somit die Zahl der in der Praxis vorgestellten Tiere ständig zu. Da die Privathaltung von Exoten aber auch in der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen und häufig auch kritisiert wird, ist es um so wichtiger, solchen Kritikern mit einer optimierten medizinischen Betreuung den Wind aus den Segeln zu nehmen, damit auch in Zukunft Exoten die optimale medizinische Betreuung erhalten.
Die Klasse der Reptilien teilt sich auf in mehrere Ordnungen. Schildkröten sowie Schlangen und Echsen stellen nur zwei dieser Ordnungen dar, repräsentieren aber gleichzeitig das größte Praxisklientel aus der Klasse der Reptilien.
Da Reptilien, mit Ausnahme der Polarregionen, jeden Lebensraum auf der Erde erobert haben, entwickelten sich folgerichtig eine große Anzahl von anatomischen und physiologischen Besonderheiten sowohl innerhalb der Reptilienklasse als auch innerhalb der Ordnungen. Selbst innerartlich sind eine große Anzahl an Anpassungen an bestimmte Lebensräume zu erkennen:
Anatomie
Reptilien sind Coelomata, das heißt im Gegensatz zum Säuger fehlt ihnen ein Zwerchfell, das die Körperhöhle in Thorax und Abdomen trennt.
Schildkröten:
- Lunge paarig, dorsal direkt unterhalb des Panzers angeordnet.
- Trachea sehr kurz, d. h. Bifurkation kurz hinter den Unterkieferästen. Hauptbronchen sehr lang.
- Aufgrund spezieller Muskelausstattung der Lungen (passive Inspiration / aktive Exspiration) können Schildkröten nur in Bauchlage atmen.
- Paarig angeordnete Abdominalvenen an der Ventralseite des Coelomsacks (wichtig bei Coeliotomien).
Schlangen:
- Trachea befindet sich weit rostral am Mauleingang, direkt hinter der Zunge. Die Epiglottis ist verschließbar.
- Reduktion der Lungen auf einen Lungenflügel, dafür nach kaudal angeschlossenes Luftsacksystem.
- Lunge ist nur auf wenigen Zentimetern mit resorptivem Gewebe ausgestattet.
- Organe sind länglich, biegsam und der Fortbewegungsform entsprechend angeordnet.
- Lage des Herzens richtet sich nach der Lebensweise (aquatil, terrestrisch, arboral).
- Giftschlangen verfügen über modifizierte Speicheldrüsen zur Giftproduktion.
Echsen:
- Viele Echsen verfügen über die Fähigkeit zur Autotomie des Schwanzes, d. h. der Schwanz kann an bestimmten Sollbruchstellen der Schwanzwirbel abgeworfen werden. An der Bruchstelle kommt es zu einem reflektorischen Verschluss der Blutgefässe. Der Schwanz wird durch ein weniger prächtig gefärbtes und weniger langes Regenerat ersetzt. Dies ist bei einer ausführlichen Untersuchung zu beachten.
- Die paarigen Abdominalvenen, die auch bei Echsen vorhanden sind, müssen bei einer Coeliotomie ebenfalls beachtet werden.
- Je nach Ernährungsweise haben Echsen unterschiedliche Zungenformen entwickelt (Greifzunge beim Grünen Leguan, Zungenapparat beim Chamäleon). Einige dieser Konstruktionen erschweren unter Umständen die Intubation.
- Über Giftdrüsen verfügen nur die Krustenechsen. Hier befinden sich die als Giftdrüsen modifizierten Speicheldrüsen im Gegensatz zu den Schlangen am Unterkiefer.
HÄUFIGE ERKRANKUNGEN VON REPTILIEN:
Legenot (Dystokie)
Darunter versteht man die Unfähigkeit ein oder mehrere Eier abzulegen. Für die Entstehung einer Legenot können mehrere Gründe verantwortlich sein:
- Stress, wenn entweder kein geeigneter Eiablageplatz vorhanden oder die Besatzdichte zu hoch ist
- eine durch Ernährungs- oder Haltungsfehler bedingte primäre Wehenschwäche,
- mechanisch, bei zu großen Eiern oder Eianomalien.
Die Legenot ist ein Problem vor allem bei Landschildkröten, da diese über kalkbeschalte Eier verfügen. Eine Dystokie wird röntgenologisch diagnostiziert. Wird eine oben genannte mechanische Ursache ausgeschlossen, so kann zuerst Ca-Gluconat in einer Dosierung von 10-50 mg/kg i. m. gegeben werden. Sollte 30 Minuten post inj. noch keine Eiablage erfolgt sein, kann eine einmalige Gabe von Oxytocin (1 IE/kg KG) versucht werden. Greift auch diese Maßnahme nicht, sollte chirurgisch vorgegangen werden. Bei Echsen, insbesondere Leguanen und Chamäleons, kommt es, bedingt durch zu reichhaltige Ernährung, zu Ovarialdystophien. Die damit einhergehenden großen Mengen an sprungreifen Follikeln werden häufig mit einer Legenot verwechselt.
Gicht
Harnsäure als Hauptendprodukt des Eiweißstoffwechsels führt bei zu proteinreicher Fütterung und gleichzeitig bestehenden Exkretionsproblemen zur sogenannten Visceralgicht. Diese Visceralgicht betrifft vor allem die serösen Häute und die Nieren. Auch in den großen Gelenken finden sich häufig massive Ansammlungen von Harnsäure. Da Harnsäume nicht röntgendicht ist, sind diese Gelenke in der Regel röntgenologisch unauffällig. Die Gicht betrifft vor allem Reptilien, die vornehmlich aus trockenen und kargen Gegenden stammen. In der Praxis sind es vor allem Schildkröten. Symptome sind Fress- und Bewegungsunlust, die sich über längere Zeit hinziehen. Die Diagnose Gicht wird über die Harnsäurekonzentration im Blut gestellt.
Metalbolic Bone Disease
Unter diesem Sammelbegriff werden mehrere Erkrankungen zusammengefaßt. Dies sind hauptsächlich
- Osteodystrophia fibrosa
- Osteomalazie
- Rachitis
- Osteoporose
Otitis media
Dieses Krankheitsbild wird oft bei Schildkröten gesehen. Das am Kaudalende des Kopfes befindliche Trommelfell wölbt sich dabei sichtlich nach außen. Durch eine Incision unter Allgemeinanästhesie wird der feste Eiterpropf mittels einer Kürette entnommen.
Abszesse und Frakturen
Dies sind Probleme, die vor allem bei territorialen und schnell beweglichen Reptilien (Echsen) auftreten. Die Verletzungen werden nach den Regeln der allgemeinen Chirurgie versorgt.
Häutungsprobleme
Ähnlich dem Fieber des Säugers sind Häutungsprobleme als Symptom eines größeren Grundproblems zu sehen. Dies kann nur bei Tieren beurteilt werden, die sich an einem Stück häuten, d. h. bei allen Schlangen und Geckos. Bei Häutungsproblemen ist eine vorberichtliche Erhebung der Haltungs- und Ernährungsbedingungen unabdingbar. Meist helfen Bäder, das Symptom kurzfristig zu beseitigen. Eine Optimierung der Haltungsbedingungen ist Voraussetzung für eine langfristige Besserung. Ektroparasiten sind auszuschliessen.
Endoparasiten
Eine Kotuntersuchung, vor allem von frischem Kot, sollte Teil einer jeden Untersuchungen eines Reptils sein. Häufig zu finden sind Nematoden, bei Schildkröten meist Oxyuren und Protozoen. Bei letzteren handelt es sich vor allem um Monocercomonaden, Hexamiten, Amöben und Balantidien. Eine Behandlung erfolgt, wenn der festgestellte Parasit in Art und Menge dies erforderlich macht.
Virale Infektionen:
In den letzten Jahren wurden einige virale Krankheitserreger identifiziert, denen spezifische Krankheitsbilder zugeordnet werden konnten.
Inclusion Body Disease (IBD) der Boiden
Als auslösendes Agens wird ein Retrovirus vermutet. Es können sich gastro-intestinale, respiratorische und neurologische Zeichen entwickeln. Bei jungen Schlangen führt diese Erkrankung rasch zum Tod, bei älteren kann sich eine mehr chronische Infektion manifestieren.
Paramyxovirus-Infektion der Schlangen
Diese Erkrankung ist nicht auf die Boiden begrenzt. Die Symptomatik ist hauptsächlich neurologisch. Die Tiere bewegen sich unphysiologisch, Koordinationsstörungen und Opisthotonus treten auf. Die Diagnose erfolgt mittels HAH-Test des Serums. Da die Erkrankung hochkontagiös ist, muss der Besitzer nach einem positiv getesteten Tier über die eventuellen Folgen für den Restbestand aufgeklärt werden.
Herpes Virus Erkrankung der Schildkröten
Eine Herpes Virus Infektion zeigt hauptsächlich respiratorische Symptomatik. Man unterscheidet eine chronische und eine hochakute, tödlich verlaufende Form. Diese, in den letzten Jahren häufiger diagnostizierte Herpesvirus-Infektion, kann zu fatalen Folgen innerhalb eines Bestandes führen. Die Diagnose erfolgt ebenfalls über einen serologischen Test. Eine Heilung ist nicht möglich. Auch hier ist darauf zu achten, dass infizierte Tiere nicht weitergegeben oder verkauft werden.
All diese viralen Erkrankungen verdeutlichen die unbedingte Notwendigkeit, neugekaufte Tiere in Quarantäne zu setzen und vor dem Zusammenbringen mit einer bestehenden Gruppe gründlich zu untersuchen.